Träume sind Schäume


Zitronen-Sorbet

Wenn man durch die Stadt spaziert und Dinge sieht,   die man selbst gedanklich sich gewünscht hat, dann freut man sich und möchte am liebsten noch mehr „erschaffen“.
Aber dann muß man mal auf den Boden der Tatsachen zurückkehren und sich sagen: Was Du glaubst erschaffen zu haben, das haben andere schon vor Dir getan und Du bist nicht der einzige Mensch auf der Welt, der solche Ideen und Gedanken hat.

Aber man darf ja mal träumen 🙂

An solchen Tagen wie heute, wo es draußen recht grau ist, die Sonne sich versteckt hält, ist das Träumen sogar von Vorteil.

Also ich sehe draußen die Sonne und in der Nachbarschaft sind die Sonnenschirme aufgespannt, man sitzt darunter bei kühlen Getränken und plaudert über Gott und das Leben und ich gehe gleich Einkaufen, wobei sich mir ein Schmetterling auf die Schulter setzt und mir „Hallo“ sagt 🙂 und erst wieder weiterfliegt, nachdem ich ihm zugelächelt habe. Im Supermarkt werde ich dann eine große Packung Zitroneneis kaufen und eine Flasche Sekt und ein paar Knabbersachen. Ich freue mich auf den Abend, wo ich mein Zitronensorbet genießen werde und lache fröhlich vor mich hin, weil ich mal wieder dem Wetter ein Schnippchen geschlagen habe 🙂




Das Zaubermittel Liebe

Es war  einmal ein mächtiger Mann mit dem Namen Eisberg, der beherrschte eine ganze Stadt und nur 8 Personen wußten von seinen Machenschaften.

Wenn ein Mensch nicht so funktionierte, wie er das wollte, dann dachte er sich Boshaftigkeiten aus, um diesen Menschen eine Lektion zu erteilen. Dabei kam es ihm nicht darauf an, ob die Seele des Menschen zerbrach oder er sich gar am Ende das Leben nahm. Im Gegenteil, das war seine größte Freude an seinem Herrscherspiel und an solchen Tagen trank er den teuersten Wein, den es in der Stadt gab, zur Feier des Tages.

Der eingeweihte Kreis war euphorisch von  dem Handeln ihres Herrn Eisberg angetan, er war der Held für sie und so erledigten sie mit Leidenschaft seine Aufträge.

Kamen bei dem einen oder anderen gelegentlich mal so etwas wie Bedenken an der Richtigkeit des Handelns ins Spiel, wurden diese von Herrn Eisberg schnell weggescheucht, in dem er dafür sorgte, dass es demjenigen nicht gut ging und er sich zunächst einmal wieder darauf bedacht war, Herrn Eisberg ein guter Diener zu sein. Denn das hatten alle 8 Untertanen schon bemerkt, immer wenn ihr Gewissen ins Spiel kam oder Zweifel an der Richtigkeit des Handelns ihres Herrn Eisbergs, erging es ihnen selbst nicht gut und das wollten sie nicht freiwillig auf sich nehmen, was man ja mit etwas Mühe verstehen kann.

Herr Eisberg war im Grunde ein einsamer Mann und gute Gefühle waren für ihm fremd. Er hatte sie auch nie wirklich kennengelernt. Wenn sich ihm mal ein gutes Gefühl näherte, dann wehrte er es mit Händen und Füßen ab. Nur das nicht, dachte er. Das waren dann auch die Momente, an denen seine größten Gemeinheiten geboren wurden.

Ihm war bisher entgangen, dass es in seiner Stadt eine Frau mit dem Namen Sunsin gab, die ihn genau beobachtete und seine ganzen Boshaftigkeiten schriftlich festhielt. Da Herr Eisberg in seiner Boshaftigkeit völlig skrupellos und hinterlistig war, konnte sie auch nie alles im Detail erkennen und so waren ihre Notizen am Ende nichts wert. Aber das war ihr nur in den seltensten Momenten bewußt und sie verscheuchte derartige Gedanken gleich mit einem Streichen der Hand über die Stirn. Jedenfalls hatte sie, Frau Sunsin,  einen Geburtstag zu feiern und sie überlegte, wie sie diesen Tag gern verbringen würde. Da kam ihr eine Idee.
Sie ging unangemeldet zu Herrn Eisberg und hatte zwei Stück Torte beim besten Bäcker aus der Stadt besorgt. Torte, von der sie wußte, dass Herr Eisberg sie am liebsten aß. Einer der 8 Eingeweihten saß an der Rezeption einer schönen Villa, idyllisch in eine schöne Parkanlage integriert. Sie trug vor, dass Herr Eisberg sie beauftragt hätte, ihr Torte zu bringen. Der Eingeweihte schaute sie mißtrauisch an und griff zum Hörer. Offenbar sprach er mit dem Herrn Eisberg. Überraschend sagte der Eingeweihte zu Frau Sunsin: Sie werden erwartet, bitte gehen sie die Treppe rauf und dann gleich die erste Tür links.
Erleichtert und erfreut ging Frau Sunsin die Treppe hoch und ihr war, als ginge sie auf Wolken. Sie klopfte an die Tür und schon wurde ihr von Herrn Eisberg geöffnet.

„Nehmen sie Platz Frau Sunsin, so ist doch ihr Name, nicht wahr?“ „Ja, Herr Eisberg, richtig“. „Dann wollen wir uns doch mal die Torte munden lassen“. „Herr Eisberg, sie haben ja schon den Tisch gedeckt und Kaffee ist auch schon fertig. Haben Sie mich erwartet?“ sprach Frau Sunsin. „Ja, das habe ich“ sagte er mit einem fiesen Grinsen. Frau Sunsin packte also die Torte aus und legte jedem ein Stück von der besten Marzipantorte aus der ganzen Stadt auf den Teller. Dabei hatte sie ein Lächeln im Gesicht, das wohl den größten Eisberg zum Schmelzen gebracht hätte, aber eben nicht einen mit einem Herrn davor. Da saßen nun die zwei unterschiedlichen Menschen und eine kurze spannungsgeladene Stille trat ein. Schließlich räusperte sich Herr Eisberg und sagte: „Diese Torte ist wie ein Gedicht“. Frau Sunsin fiel die Kuchengabel aus der Hand. So perplex war sie von diesen Worten des Herrn Eisberg, sagte aber „ja, man schmilzt förmlich dahin durch die Süße“. „Man glaubt, im Schlaraffenland zu sein“ fügte Herr Eisberg hinzu. Sie schauten sich beide an und keiner konnte des anderen Blickes ausweichen und die Verschmelzung vollzog sich nicht mehr nur auf die Torte, sondern ging durch beide hindurch. Wie unter einem Zwang standen beide auf, näherten sich und dann geschah es… Herr Eisberg sackte in sich zusammen. Frau Sunsin lächelte, sie hatte nämlich mit einer Pinzette Liebe in die Torte hineingepackt und dann holte sie aus ihrer großen Handtasche eine kleine Flasche Sekt und ein Glas und füllte es und trank einen Schluck, sagte dabei laut: Herzlichen Glückwunsch meine Liebste! Dann bückte sie sich, netzte ihren rechten Zeigefinger mit dem Sekt und strich sanft damit über die Lippen von Herrn Eisberg, dessen Mund sich daraufhin ein wenig bewegte. Frau Sunsin setzte sich auf den Boden, zog die Beine an und betrachtete Herrn Eisberg und ein trauriges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie berührte seine Hand, strich sanft darüber und schließlich gab sie ihm einen sanften Kuss und stand auf. Da schlug Herr Eisberg die Augen auf und schaute um sich und dann sah er zu Frau Sunsin und sagte: Bin ich im Himmel oder was ist los? Frau Sunsin sagte: Manchmal ist der Himmel auch auf der Erde und lächelte. Herr Eisberg stand langsam auf und dann legte er bei Frau Sunsin die Hände auf die Schultern und schaute sie an. „Weißt Du was, ich wußte ja, dass Du hierher kommen würdest, aber so schön habe ich es mir nicht vorgestellt, Dich bei mir zu haben.“ Frau Sunsin lächelte und strahlte über alle vier Backen und meinte selbstbewußt: „Ich weiß, ich weiß noch mehr, denn ab sofort wirst Du keine bösen Spielchen mehr machen. Wenn Du mit jemanden unzufrieden bist und jemand Unrecht getan hat, dann wirst Du mit ihm ein Gespräch führen und keinen mehr quälen“. Herr Eisberg schaute verduzt und sagte: „Meinst Du denn, dass sowas geht, einfach nur reden? Meinst Du nicht, man müßte solchen Menschen eine Lektion erteilen?“. „Nein, man muß keine Lektion erteilen, denn damit machst Du mehr kaputt, als es vielleicht schon ist. Mit Gesprächen läßt sich viel mehr erreichen, auch wenn es Streitgespräche sind. Nur so kommt man sich näher und lernt den anderen besser verstehen und nur so kann man etwas bewirken“. „War ich denn so schlimm“ fragte Herr Eisberg. „Du warst sehr schlimm und es ist nicht mehr rückgängig zu machen, aber es kann besser werden und das ist was zählt“ sprach Frau Sunsin. Da nahmen sich beide in den Arm und küßten sich, als ob sie an einem Dauerknutsch-Wettbewerb teilnehmen wollten.

Für Frau Sunsin war es der schönste Geburtstag in ihrem Leben und in der Stadt wurde alles viel harmonischer, die Menschen waren fröhlicher und die Bewohner hatten statt Mißtrauen immer mehr Vertrauen in ihre Mitmenschen. Wenn mal jemand was anstellte, dann wurde er zum Gespräch eingeladen und nur in schweren Fällen, waren mehr als 6 Gespräche erforderlich. Aber es hatte sich die These von Frau Sunsin bewahrheitet. Die Gespräche bringen mehr als Lektionen erteilen. Denn wer kann sich auch anmaßen die Rolle eines Gottes anzunehmen, wo doch jeder selbst ein Wesen ist das auch nicht in seiner Vollkommenheit perfekt ist und Fehler aufweist.

Sind es nicht auch manchmal die Fehler eines Menschen, die ihn so liebenswert machen?

(c) I. Frees