Weltregierungstag

Einen Tag lang durfte ich die Welt regieren. Eine sehr schwierige Aufgabe, dessen war ich mir tatsächlich bewußt. Das eigene Land hätte vielleicht auch gereicht. Aber ich hatte den Wunsch geäußert und so sollte es auch sein. Das mir dabei Fehler unterliefen, war klar, aber durch meine anderen Instruktionen lösten die sich rasch auf.

Mein großer Tag war ein Montag. Der Tag, der bei vielen unbeliebt ist und auch gern als „blauer Montag“ bezeichnet wird. Nur wenige meinten: Endlich wieder Montag, weil sie mit voller Hingabe arbeiten gingen und mit ihrem Wochenende nicht viel anfangen konnten, ja und außerdem wollten sie möglichst viel verdienen, um sich ihre materiellen Wünsche erfüllen zu können.

Zuerst habe ich einen Psychiater, der mir sehr sympathisch war, für meine Weltregierung benutzt. Ja, genau – benutzt. Er war nämlich sehr angetan von meinem Denken und so bauten wir zusammen in Minutenarbeit ein ganzes Netzwerk auf, das sich in der ganzen Welt breit machte und viele Menschen erreichte.

Da die meisten Chefs und Regierenden und Verantwortlichen in den unterschiedlichsten Branchen und Regierungen ihren Tag sinnvoll damit verbrachten am PC zu sitzen und über mehrere Bildschirme ihre „Untergebenen“, nennen wir sie mal so, beobachteten, das Surfen dabei aber nicht vergaßen, konnten wir sie zuerst erreichen. Wir, mein Psychiater und ich, entwarfen ein Bild und jeder, der es sich anschaute, konnte sich seiner Wirkung nicht entziehen.

Diese Bestand darin, daß sich im Gehirn ganz viel tat. Es wurde sozusagen umstrukturiert. Ach ja, ich habe lange an dem Bild gebastelt und bin mächtig stolz darauf. Wie gesagt, mein Psychiater war daran auch beteiligt. Er ist auch stolz wie Oskar.

Das Bild hat eine bestimmte Anzahl an Pixeln und in jedem Pixel steckte eine Botschaft, die allerdings konnte nur ein Gehirn verarbeiten. Mit dem vermeintlichen Verstand konnte man diese nicht lesen. Das Auge gab unbemerkt die Botschaft an das Gehirn weiter. Bewußt allerdings nahm jeder Schauende ein Bild wahr, auf dem viele bunte Farben zu sehen waren und mittendrin ein Herz und wer besonders aufmerksam schaute, erblickte am unteren Rand des Bildes eine kleine Hand. In dieser Hand waren die wichtigsten Botschaften versteckt.

Einen Tag die Welt regieren… die Sekunden verliefen schneller denn je. Aber da ich den Wunsch schon lange, eigentlich mein Leben lang verspürt habe, arbeitete ich immer darauf hin, ohne darauf zu hoffen, daß sich mein Wunsch je erfüllen würde. Aber nein, eigentlich habe ich es gewußt. Nur, weil mir dieses Wissen zu vermessen erschien, verdrängte ich es.

Eines Tages war es dann soweit. Den Psychiater zu benutzen war nicht schwer, denn wir waren miteinander seelenverwandt, deshalb benenne ich ihn ab sofort so. Jedenfalls ging das Bild um die Welt und erreichte zuerst die Macher der Regierung, sie hatten ja die meiste Zeit und ließen ihre Leute für sich arbeiten. Bevor jene es realisieren konnten, schenkten sie ihren Angestellten und Arbeitern eine Freistunde, die sogar bezahlt wurde und obendrauf wurde auch noch ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee spendiert. Das war natürlich in jedem Land unterschiedlich, aber die Wirkung war überall gleich.

Was war los? War der Chef, der Präsident, waren alle plötzlich krank oder was folgte? Man rätselte. Ich aber freute mich und tanzte in meinen Gedanken Walzer und Rock’n Roll durcheinander.

Es kam was kommen mußte. Alle hatten mehr Freude arbeiten zu gehen. Auf der anderen Seite war es so, daß in sämtlichen Werken, in denen Munitionen und Waffen hergestellt wurden, gar nichts mehr lief wie geplant. Für jede ursprünglich gestanzte Kugel erschien auf dem Laufband eine Erbse. Das Staunen war groß. Dort gab es natürlich einen Festtag mit Erbsensuppe aus Gulaschkanonen, diese waren statt Gewehren und anderen Kriegswerkzeugen entstanden. Man machte aus der vermeintlichen Not eine Tugend.

In Ländern, wo die Hungersnot besonders groß war, geschah etwas Sensationelles. Die Räumlichkeiten der dort Herrschenden, die mit Reichtümern gefüllt waren, verwandelten sich in Konserven und verschiedenartige Lebensmittel. Da auch bei dem jeweiligen Herrschenden das besagte Bild vor die Augen kam, fielen diese nicht bei dem Anblick der „Speisekammer“ tot um, sondern sie veranlaßten umgehend, das diese gerecht verteilt wurden.

Natürlich waren nun schon 35 Minuten von meinem Tag vergangen. Es schien so, als würde ich die Welt auf Händen tragen. Meine Welt, die keine Kriege zuließ, keinen Hunger,keine Obdachlosigkeit und keine Ungerechtigkeiten. Keiner verspürte das Verlangen zu töten, zu stehlen. In den Schulen wurden Dinge gelehrt, die auf das Leben vorbereiteten, nicht nur theoretisch, sondern es wurden Lebenssituationen in Theaterstücken nachgestellt mit anschließenden Diskussionsrunden.

Es wurde jede Art von Talenten gefördert und es wurden 1 x jährlich Tests durchgeführt, um Talente zu entdecken. Denn das konnte sich laufend ändern. Auf dem Arbeitsmarkt wurde jeder, der arbeiten wollte, beschäftigt und es gab in jedem Land Einrichtungen, wo man seine Neigungen testen konnte. Dem entsprechend wurde sorgfältig mit geschultem Personal nach geeigneten Arbeitsplätzen gesucht.

Es wurde viel Geld investiert für die Entwicklung entsprechender Medikamente, die bei Krankheiten erfolgreich eingesetzt werden sollten. Es gab viel weniger auf dem Markt, aber dafür hochwertigere und wirksamere. Jedem Menschen waren sie zugänglich und nicht nur die Vermögenden hatten Zugang dazu .

Ebenso war es auch mit allen Pflegemitteln und was man sonst so gebraucht im Leben. Es wurde mehr auf Qualität geachtet in jedem Bereich und weil diese Artikel dann auch reichlich gekauft wurden, waren sie auch nicht so teuer.

Man fing an umzudenken. Statt einen Riesen-Palast diverser Banken und Versicherungen baute man zwar auch ein schönes Gebäude, woran ein Architekt seine Freude hatte, aber er durfte zusätzlich Baupläne erstellen für ein Haus, in dem sich Menschen mit etwas geringerem Einkommen ein schönes Zuhause für wenig Geld einrichten konnten. Das sprach sich herum und natürlich war die Folge, daß jeder Mensch irgendwo irgendwie versichert war.

Für alle Menschen, die eine Familie gründen wollten, gab es eine Pflicht an einem Unterricht teilzunehmen, der aufzeigte, was für Probleme auftauchen könnten und was man dagegen tun kann. Freiwillig konnte jeder 1 x in einem Jahr 3 Beratungsstunden in Anspruch nehmen.

Die Therapeuten und Psychiater wurden bestens geschult und bekamen nicht nur „verrückte“ Patienten, durch die sie nach einer Weile selbst verrückt wurden. Es wurde darauf genauestens geachtet, daß keiner überfordert war. So war es mit allen Berufszweigen, im Gesundheitswesen ganz besonders. Alle Menschen, die in diesem Bereich tätig sein wollten, mußten sich einer gewissenhaften, ausführlichen und langen Ausbildung unterziehen.

Von Krankenkassen wurden regelmäßige Befragungen der Patienten durchgeführt, die über die Zufriedenheit mit den Ärzten Auskunft gaben. Der Mensch stand an erster Stelle und somit seine Gesundheit. Die Kosten wurden von den Steuern finanziert und sonstigen Einkommen, wie Bußgeldern usw. Alles kam in einen Topf und wurde entsprechend verteilt.

Natürlich habe ich das nicht an einem Tag bewirken können. Zaubern kann ich immer noch nicht richtig. Aber ich habe den Grundstein dazu gelegt. Es wird alles so werden. Inzwischen waren schon 3 Stunden 25 Minuten vergangen. Die Zeit rennt.

Jedenfalls war es der 04.08.2020, den Tag wird keiner vergessen, als sich alle Regierungsoberhäupter aus der ganzen Welt trafen und zwar in der Bierstadt Dortmund.

Warum man die sich ausgesucht hat? Es war wohl das flüssige Brot, was reizte. Großes Aufgebot, man hatte alle Hände voll zu tun. Die Sicherheitsvorkehrungen waren enorm, eigentlich überflüssig, aber das wußten nur ich und mein „Seelenverwandter“.

Mehr als 8 Stunden wurde geredet, verhandelt, auf den Tisch geklopft, gelacht und kleine „Brotpausen“ eingelegt.

Schließlich fand die Pressekonferenz statt. Es waren mehr Reporter anwesend als Regierungsoberhäupter. Der Saal platzte aus allen Nähten. Der größte TV-Sender „Big Sun“ hatte die Rechte bekommen und durfte das Ergebnis in alle Welt ausstrahlen.

Es war sensationell… Alle Regierungsoberhäupter stellten sich hintereinander auf, je 13 in einer Reihe. Nebeneinander ging nicht, so breit war der Saal nicht. Sie strahlten von Innen nach Außen und machten dabei eine La-Ola-Welle. Den Reportern öffnete sich weit der Mund, anstatt auf den Auslöser zu drücken. Aber dann klappte es doch und schließlich sagte jedes einzelne Regierungsoberhaupt in deutscher Sprache –  das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen –  laut und deutlich FRIEDEN.  Als der letzte das Wort aussprach, fingen sie noch an zu Knuddeln und die Sicherheitskräfte hatten Mühe die Reporter zurückzuhalten, denn die wollten mit knuddeln. Da stand plötzlich einer mit einer Geige (oder war es eine Bratsche?) an einem Mikrofon und fidelte ein Halleluja, das alle fast vergaßen zu atmen.

Ich mußte erst mal was trinken. Natürlich ein Glas Sekt zur Feier des Tages. Aber ehrlich, ich war und bin überwältigt von dem Ergebnis, was ich mit Hilfe meines Seelenverwandten erreicht hatte. 12,5 Stunden waren schon vergangen.

Die Verträge zum Weltfrieden hat man erstaunlicherweise schon am 29.07. vorbereitet. Das Spezialpapier (es vergilbt nie und brennt nicht) und die Spezial-Tinte, die nie blaß wird und wasserfest ist, für den Füller, wurden schon am 24.05. hergestellt. Es war nur für dieses Weltereignis gedacht.

Es versteht sich von selbst, dass danach Deutschland in aller Munde war und das war der Beginn, dass in allen Schulen auf der Welt die deutsche Sprache gelehrt wurde. Natürlich hatte man die Wahl. Sprachbegabte wählten auch andere zusätzlich aus.

Wenn man jetzt glaubt, ich wäre nun mit dem Ergebnis des Weltregierungstages zufrieden gewesen, da hat man sich geirrt. Natürlich ist der Weltfrieden der wichtigste Punkt.

Nun muß aber noch in alle Köpfe der Welt hinein, dass man diesen auch erhalten will.

Das ist dann in den Pixeln der kleinen Hand enthalten. Unscheinbar, aber enorm wichtig.
Bewußt habe ich die Hand so klein in den unteren Bildrand gesetzt, natürlich mit meinem Seelenverwandten besprochen, denn so kann man die Aufmerksamkeit des Betrachters besser darauf richten.

So wird es sich auch ergeben, dass man jedem Kleinkind, sobald es richtig sehen kann, dieses Bild vor die Augen hält, zur Sicherheit täglich, vier Wochen lang. Die Pixel werdne sich in das Gehirn förmlich einfressen und es ist die Gewähr dafür, dass es ein Mensch wird, der sich ohne Ängste frei entwickelt, frei in seiner Persönlichkeit, ohne anderen Menschen oder Tieren zu schaden. Freundlichkeit, Mitmenschlichkeit, ja und die Liebe werden diesen Menschen beherrschen, Toleranz und Fröhlichkeit ebenso.

Obwohl mit dem Bild etwas verändert wird sind entsprechende Gehirnzellen frei von jeglicher gewollten Veränderung, so dass jeder sich frei entfalten kann. Auch das Böse ist nicht ganz zu beseitigen. Es wird nur nie so in Erscheinung treten, dass andere extrem darunter leiden müssen. Wissenschaftler und deren Studenten werden sich um wichtigere Dinge kümmern als darum, wie oft eine durchschnittliche Hausfrau die Waschmaschine im Monat in Gang setzt.

Es sind dann eher die Spaßvögel, die sich mit solchen Dingen auseinandersetzen und mit ihren Ergebnissen einigen Menschen ein Lachen entlocken.

Ich mußte mir die Tränen abwischen vom Lachen und der Ernst war leider viel zu schnell wieder da, denn ich hatte nur noch 4 Stunden 16 Minuten.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, die Welt ist leichter geworden. Aber sie ist gleichrund.

Jetzt kommt noch etwas Wichtiges:
Was ist mit den Menschen, die das Bild noch nicht gesehen haben? Noch hat nicht jeder einen PC auf der Welt?

Da habe ich etwas erdacht, was erst schwer war, aber dann doch leicht. Ich habe in den Pixeln, mit Hilfe meines Seelenverwandten versteht sich, entsprechendes verarbeitet.

Alle Menschen auf der Welt, die mit Wasser zu tun haben, also die in Wasserkraftwerken arbeiten usw., geben einen kleinen Zusatz in das Wasser, der „sehend“ macht.

Das geht nicht? Aber doch… und nun passierte Folgendes:

Allen Sündern auf dieser Welt wird verziehen und sie müssen sich das Bild einen Monat lang 5 Minuten anschauen. Danach, wird man schon richtig vermuten, werden sie keinen Schaden mehr anrichten.

Geraucht wird auch nicht mehr. Wer von diesem Laster nicht loskommt, wird eines Tages einen Saft verordnet bekommen, von dem nur ein Löffel voll reicht, der sie dann davon befreit. Die sind dann so glücklich und merken, wie schön das Atmen ist und begreifen nicht, was sie am Rauchen so toll finden. Bei Alkohol ist es ähnlich. Wer diesem Laster verfallen ist und gar nicht ohne kann, bekommt eines Tages einen Saft verordnet, der sie von der Sucht bebreit und sie genehmigen sich nur noch gelegentlich ein Gläschen, das sie dann auch genießen können wie ein Stück Schokolade.

Das Stichwort: Ich naschte dann erst einmal von einer leckeren Marzipan-Schokolade. Schreiben ist anstrengender als Denken!

Nur noch 38 Minuten blieben…

In diesen Minuten entstand etwas ganz Besonderes. Beim Betrachten des Bildes setzten sich im Gehirn Rotationen in Gang, die sich bis zum Herz fortsetzten und daraus Liebe wurde, die tatsächlich jeder Mensch erleben durfte. Weitreichende Wirkungen brachten das Betrachten des Bildes. Im späteren Leben fand jeder einen Partner, wenn noch nicht vorhanden und jeder erkannte und spürte gleich, wer der geeignete Partner/Partnerin war. Ein Happy End war selbstverständlich vorprogrammiert.

Mein Seelenverwandter war sehr zufrieden mit dem Werk, das die Welt anfing sich zu ändern. Aber nun kann ich es ja sagen. Ich habe ihn dahingehend benutzt, dass er nicht mehr das Bedürfnis hat Marionettenspieler zu sein. Er hat genug Puppen tanzen lassen. Keiner macht das mehr. Das Bedürfnis entsteht erst gar nicht. Wenn er nun Fäden ziehen will, dann macht er das an seiner Stoffhose, weil er für sich einen Grund schaffen will, eine neue Hose zu kaufen. Jedenfalls ist er fröhlicher als vorher.

Alle sind fröhlicher und sogar in der Politik hat sich viel getan seit dem Weltfriedenstag.
Es gab natürlich auch eine Welthymne, die jeder leidenschaftlich gerne mitsang: Schön ist es auf der Welt zu sein…

Mein Fehler bei der Konstruktion des Bildes war, dass ich mich vergessen habe und mir das Bild nur beim Herstellen betrachtet habe, so wie ein Koch ein Menü herstellt und nichts davon probiert, mit dem Selbstbewußtsein: Das wird schmecken!

Nun mußte ich das also noch nachholen. Ich dachte mir: Vielleicht morgen, morgen ist der 27.03. Ein guter Tag, es gab aber auch andere gute Tage in meinem bisherigen Leben. Ich kann es mir ja noch mal überlegen, welches Datum ich wähle. Vielleicht sollte ich aber erst noch eine Weile damit warten und schauen, ob in mir bei den Pixeln kein schwerwiegender Fehler unterlaufen ist. Ich konnte ja noch keine Erfahrungen damit sammeln. Bis jetzt lief alles bestens…

Übrigens: Ich bin Beraterin für eine Allround-Firma, die in Sachen Literatur, Musik und Kunst, Theater und Delikatessen sowie Tourismus führend auf dem Weltmarkt ist. Sie legt großen Wert darauf, dass die Welt nicht nur morgens um 7 in Ordnung ist und ihre Mitarbeiter sich sehr wohlfühlen. Jeder Mitarbeiter bekommt eine Woche im Jahr zusätzlichen Urlaub geschenkt, wovon er allerdings 2 Tage davon an einer Weiterbildung teilnehmen muß.

Nebenbei versuche ich mich im Schreiben, Malen am PC und dem „verzaubern“. Ob ich da erfolgreich bin? Nun, das könnten nur Betroffene sagen.

Nun ist bestimmt jeder daran interessiert, sich das Bild anzuschauen. Ich bitte darum, bitte auch öfter! Danke!

(C) I. Frees – Geschichte und Bild

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